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Erde
definiert den geografischen Ort, wo ein Mensch geboren ist, bedeutet
Kulturgeschichte, Mentalität und äußere Heimat. Um sie
wurden seit Jahrtausenden Kriege geführt. Erde teilen alle Menschen
miteinander, wie auch die gemeinsame Verantwortung für ein Zusammenleben. Philippe
Godderidge - Frankreich | Petra Töppe-Zenker
- Deutschland | Ruth Shomroni - Israel | |
Philippe Godderidge - Frankreich - www.philippegodderidge.com 1955 in Saint-Maur/ Frankreich geboren, lebt und arbeitet im ländlichen Torteval (Frankreich) als freier Keramiker (Objekte, keramische Installationen, Körperabdrücke), Einzelausstellungen (z.B.: „petites suites“ l’usage du monde in StValery, "Installations et Artefacts" im Tanit théâtre in Lisieux, „D'Improbables Jomonades“ Galerie "Pierre" in Paris, Einladungen nach Japan und China (2005), Publikationen (z.B.: Katalog „petites suites“ l’usage du monde 2006) und vertreten in öffentlichen Museen (z.B.: in Chateauroux, Bayeux, Fuping (China), Dunkerque, Fondation Schlumberger). |
„Ganz weit zurück auf die Ursprünge unserer menschlichen Existenz scheinen die Arbeiten von Philippe Godderidge zu verweisen. Er hat Stroh und Ton zu Platten gestampft, wie es die alten Ackerbau-Kulturen mit ihrer Trockenlehmziegel-Bauweise taten, er hat zwei dieser Platten plan geschliffen und in der Mitte mit Hilfe eines improvisierten Keramikofens gebrannt. Nun stehen wir vor diesen gebrannten Flecken wie Archäologen vor den Kreisen urzeitlicher Feuer, welche sich in bestimmten Schichten dunkel in den ergrabenen Planquadraten abzeichnen. Der Kreis des Feuers, erste Heimat des Menschen in einer noch unübersehbar weiten Wildnis der Natur. Seine Bodeninstallation mit Fußspuren in gestampftem und schließlich auch gebranntem Ton, die auch Tonziegel enthält, schlägt wiederum eine metaphorische Brücke in die Frühzeit des Menschen. Man muss unweigerlich an die berühmten, 1978 von der englischen Paläoanthropologin Mary Leakey im tansanischen Olduvai-Gebiet, in der Nähe von Laetoli, gefundenen Fußspuren zweier aufrecht nebeneinander laufender Vormenschen denken, die sich in der Asche eines Vulkans abgedrückt und erhalten haben.“ * Petra Töppe-Zenker - Deutschland - www.petra-toeppe-zenker.de 1967 in Merseburg geboren, 2 Jahre Pädagogikstudium (Kunst/Deutsch) in Erfurt, Töpferausbildung mit Gesellenabschluss, Praktikum für Keramikrestaurierung in Weimar, Studienreisen u.a. nach Petra/ Jordanien, lebt und arbeitet als Keramikerin in Kapellendorf, Mitglied u.a. im VBK Thüringen, Symposien, zahlreiche Einzelausstellungen in Deutschland (z.B.: Erfurt/ „Haus zum Güldenen Krönbacken“, Frankfurt a. M./ Galerie im Blauen Haus ), Preise (z.B.: Bürgeler Keramikpreis 2004), Arbeiten in öffentlichen Einrichtungen (z.B.: Naumburger Dom, Handwerkskammer Erfurt, Imaginata Jena). |
„Auch von Petra Töppe-Zenker kennen wir den Blick aus der Gegenwart zurück zu unseren Ursprüngen. Denn viele ihrer Gefäße, die nicht auf der Drehscheibe entstehen, sondern ganz archaisch von innen heraus durch Andrücken und Anpressen von Material ihr Volumen und ihre Masse gewinnen, erinnern an neolithische, z.B. bandkeramische Kulturen, wie sie für Mitteleuropa typisch waren. Von einer Reise nach der archäologischen Stätte Petra in Jordanien brachte sie die Erinnerung an kleine Rundhäuser mit, in die sich der menschliche Körper noch hineinschmiegen kann wie in einen Uterus. Ähnlich schichtete sie Tonblöcke in Trockenbauweise um die Rückenkrümmung einiger Kollegen, die sich dafür in Embryonalstellung auf dem Boden niederlegten. Eine große, rötliche Keramik, die wie ein umgestülptes Gefäß auf dem Boden liegt, erinnert an den Omphalos der alten Griechen in Delphi, diesen „Nabel der Welt“, den auch andere Kulturen, z.B. des Buddhismus, kennen: Mittelpunkt, Ursprung, Heimat, erste Nahrung – hier im „Nabel der Welt“ bilden sie noch eine ungetrennte, naive Einheit der Vorstellung. Ganz bewusst betreibt Petra Töppe-Zenker ihre freie keramische Arbeit als eine Möglichkeit, sich zu erinnern, längst Vergangenes, die Wurzeln unserer Herkunft zu vergegenwärtigen. Heimat kann man also sehr tief verorten.“ * 1937 in Tel Aviv/ Israel geboren, die Eltern sind vier Jahre zuvor aus Deutschland ausgewandert. Seit 1962 Arbeit mit Ton, Autodidaktin, Ausbildung u.a. an der Avni and Bat–Yam Academy, Mitglied in der Ceramic Artists Association of Israel und im World Crafts Council Europe, lebt und arbeitet in Ramat–Hasharon/ Israel, Ausstellungen in Israel (z.B.: Schagal Museum/ Haifa, Periscope Gallery for Design/Tel Aviv) und Deutschland (z.B.: Droysen Gallery/ Berlin, Museum Papiermanufaktur Homburg) und Preise (2. Platz künstlerischer Wettbewerb des Rothschild Fonds 2001). |
„Noch
weiter zurück gehen viele Formen, wie wir sie in der Arbeit von
Ruth Shomroni aus Israel finden. Sie lässt sich
von den versteinerten Überresten des Lebens in den Urmeeren, die
sich heute in den Wüsten des Nahen Ostens finden lassen, gestalterisch
anregen. Leben bedeutet Schöpfung, Kreativität – wir
vermuten diese am wenigsten in den kargen Regionen der Wüste. Dass
wir sie dort trotzdem finden, zeigt, dass nichts bleibt, wie es ist.
In der Veränderung liegt die Chance des Lebens.“ * 1941 in Naumburg geboren, wo sie auch heute lebt und arbeitet, 1961-65 Töpferausbildung mit Meisterabschluß, seit 1972 Mitglied im Verband Bildender Künstler, zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland, Preise (z.B.: 1. Preis XXX. Internationaler Wettbewerb „Pro Tadino/ Italien) und Arbeitsstipendien (z.B.: Künstlerhaus Edenkoben), Ankäufe durch zahlreiche Museen und Sammlungen (z.B.: Keramik-Museum Berlin, Staatliche Galerie Moritzburg/ Halle, Grassimuseum Leipzig, Keramion-Museum Frechen). |
„Bei Margret Weise aus Naumburg findet man ebenfalls Zitate in die Vergangenheit hinein, doch immer wieder ironisch gebrochen. So wirken ihre grafisch modellierten Köpfe, die sich stilistisch an die vielen Krieger des chinesischen Kaisergrabes von Xi’an anlehnen, auf der Karte des thüringisch-sachsen-anhaltinischen Grenzgebietes wie eine überraschende Invasion: Hilfe, die Chinesen kommen! Mit einem Augenzwinkern holt sie sich das Fremde schon seit vielen Jahren ins eigene Atelier – und eignet es sich doch mit ebensoviel Gelassenheit an, inkorporiert es spielerisch in die eigenen Gestaltungsabsichten.“ * Merwat Essa - Palästina - www.mervat-essa.com 1970 in dem christlich-palästinensischen Dorf Gush Halav/ Israel geboren, wo sie seit 1997 wieder lebt und arbeitet, 1991-94 Keramikstudium an der Kunstschule Tel-Hai und ab 2001 Kunststudien am Oranim College in Kiryat Tevon. Seit 1996 Kunstdozentin am Sackhnin College und seit 2001 Kunsterzieherin in Peqiin, Zahlreiche Einzel- (z.B.: Al-Markez Gallery Nazareth) und Gruppenausstellungen (z.B.: Artcar Museum/ Station, Huston/ USA) und 2003-2004 Preis der Amerikanisch-Israelischen Kulturstiftung. |
„Die heiter-ironische Geste von Margret Weise trifft unverhofft auf ihr Gegenteil, wenn wir die Arbeiten von Mervat Essa aus Palästina sehen. Sie arbeitet schon seit längerer Zeit mit Abdrucken von Kopftüchern in Ton. Es sind die Tücher, welche von islamischen Frauen an Fest- wie auch an Trauertagen um den Kopf und vor dem Gesicht getragen werden. Hat sie diese mitunter reich verzierten Abdrucke von Tüchern früher oft um die Reliefs von Gesichtern modelliert, so zeigt sie uns diese heute einfach als Tücher. Sauber und in Stapeln geordnet scheinen sie auf einen Anlass zum Tragen zu warten, zerknüllt zeugen sie von kollektiver Trauer. Mervat Essa verarbeitet darin ihre eigene Familiengeschichte, die eine Geschichte der Vertreibung aus der Heimat ist.“ * Danijela Piculjan - Kroatien - www.kerameikon.com 1967 in Zagreb geboren, ab 1997 Studium bei Blaenka Šoic Štebih und 2000 bis 2005 Workshops bei Gustav Weiss (D). Mitglied im «Verband für angewandte Kunst Kroatien» und in der «Vereinigung für unabhängige Künstler», Fizepräsidentin der Kroatischen Keramikvereinigung «Keramikon» und Organisation des Iinternationalen Festivals postmoderner Keramik in Varadin/Croatia 2002 und 2005. Teilnahme an zahlreichen jurierten Ausstellungen in Kroatien, Griechenland (1st European Ceramic Competition Amorusion) und China, verschiedene Preise. |
„Die
nur wenige Jahre zurückliegenden Vertreibungen und Kriege in ihrer
Heimat haben ... die Kroatin Danijela Piculjan spontan
zu einer Collage aus Illustriertenfotos und Tonkörpern greifen
lassen. Gewachsen ist bei ihr ein Werk, dass zerbrechliche wie schöne
Formen aus der Natur, von Muscheln und Schnecken, auf ihre keramische
Neuformulierung hin befragt. Dabei entstehen komplexe räumliche
Gebilde, die Einblicke in Inneres, üblicherweise Verborgenes gewähren
und höchst fragil erschienen. Diese Grundstimmung der Verletzlichkeit
hat sie nun, angeregt durch das Thema des Symposiums, in ein direkteres
Bild vom Leiden und Hoffen der Menschen übertragen.“ * 1960 geboren in Tenja, Kroatien, versteht sich als Keramik-Maler, lebt und arbeitet in Belgrad/ Serbien, Mitglied im ULUS (Verband Plastischer Kunst Serbiens) and ULUPUDS (Serbischer Verband für angewandte Kunst und Design), seit 1988 Einzel- und Gruppenausstellungen (z.B.: Second International Trienal of Ceramics “CUP 2000” Belgrad), Preise (z.B.: 1. Keramikpreis zur „4. Bienale für angewandte Kunst Smederevo“) und Ankäufe durch das Museum für angewandte Kunst Belgrad und der Galerie für modernen Kunst Subotica. |
„Radenko
Adnadj aus Serbien schließlich behandelt die keramische
Oberfläche wie eine alternative Leinwand: er malt auf ihr. Sein
gestisches Ausdrucksbedürfnis will er im Gebrauch der Glasuren
gestillt sehen. Wie eine grafisch strukturierte Grundierung bereitet
die Raku-Technik diese Malflächen vor. Doch bieten die Objekte
nicht einfach nur spannende grafische und malerische Oberflächen.
Sie tragen auch einen Bruch in sich, sind wie Gefäße angelegt,
doch im Fragment, im Unfertigen befangen. Diese Spannung zwischen dem
malerischen Reiz der Oberflächen und dem Bruchstückhaften
der plastischen Gestalt verleiht ihnen einen elegischen Unterton.“
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